Ausbildung des Maultiers Die Ausbildung des Maultiers unterscheidet sich meiner Ansicht nach nicht von der des Pferdes. Hier zwei Aussagen, die diese Tatsache etwas umschreiben: Pat Parelli: "Das Maultier ist wie ein Pferd, nur etwas mehr." oder nach Dr. R.M. Miller: "Maultiere MÜSSEN so ausgebildet werden, wie Pferde ausgebildet werden SOLLTEN." Über die Ausbildung des Pferdes wurden schon Tausende von Büchern in allen Sprachen geschrieben. Es wäre deshalb wohl ein überhebliches Unterfangen, hier in ein paar Zeilen das schreiben zu wollen , was andere in ganzen Büchern auszudrücken versuchen. Die Ausbildung eines Maultiers beginnt schon mit der Auswahl der Zuchtstute. Eine ruhige, im Umgang einwandfreie Stute gibt diese Eigenschaften durch Vererbung und vor allem durch ihr Vorbild an das Fohlen weiter. Im Leben eines Tieres gibt es bestimmte, kritische Lernperioden, d.h. Zeiten, in denen es bestimmte Verhaltensformen, die für sein Leben wichtig sind, lernt und einübt. Genau diese Perioden sollte man ausnützen, um das Tier am einfachsten zu erziehen. Um das Überleben zu gewähren, durchlebt das Fohlen während der Geburt und in den ersten zwei Stunden eine Prägungsphase. In dieser Spanne lernt es sehr schnell und intensiv. Es vergisst das Gelernte nie. Beim "Imprinting" wird diese Gegebenheit ausgenützt (siehe das Buch "Prägungstraining" von Robert M. Miller). Wenn das Prägungstraining korrekt durchgeführt wurde, akzeptiert das Fohlen den Menschen mit Respekt und kennt die Grundbegriffe der Ausbildung. Falls dies nicht gemacht wurde, muss die Ausbildung mit entsprechendem Mehraufwand sobald wie möglich nachgeholt werden. Im weiteren Verlauf seines Lebens lernt es von seiner Mutter und später von den Herdenmitgliedern durch Imitation. Dabei wird es fortwährend durch die Umwelt in seinem Verhalten mitgeformt. Da der Mensch ein wichtiger Teil dieser Umwelt ist, hat er die Möglichkeit, entsprechend den Lebensphasen des Fohlens, formend einzuwirken. Bis zum Alter von zwei Jahren lernt es vor allem mit Gleichaltrigen zusammen. |
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Oft werden gut ausgebildete und talentierte Tiere gekauft, die nach kurzer Zeit beim neuen Besitzer nicht mehr die Hälfte ihres Könnens zeigen. Sie werden weiterverkauft oder neu ausgebildet. Ausbildung ist ein Entwicklungsprozess während des ganzen Lebens. Wenn der Besitzer nicht den Willen und die Kenntnisse für die Erhaltung oder Verbesserung der Qualitäten seines Tieres hat, nützt auch die beste Ausbildung nichts. Daraus folgt, dass der Tierhalter sich selber aus- und weiterbilden MUSS, um mit seinem Tier schritthalten zu können. Oft sind sich Jungtierbesitzer nicht bewusst, dass sie ihr Tier bereits selber auf irgendeine Weise erzogen haben, wenn sie es mit drei Jahren in die Ausbildung geben. Wenn nicht aktiv, so immer passiv hat der Besitzer dem Tier während den drei Jahren schon eine Grundhaltung gegenüber dem Leben mitgegeben. Diese Grundhaltung kann die weitere Ausbildung sehr erleichtern oder aber erschweren. Wie oben gesagt, sind die Eigenschaften, Kenntnisse und Fähigkeiten des Tierhalters die wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Deshalb heisst es selber lernen und sich entwickeln. Wie selber lernen? Durch Beobachten, Lesen und Tun. med. vet. Adrian Heinen, 1996
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